Bezorgbakkie liefert Marktlebensmittel nach Hause

Wie viele andere Unternehmer:innen erlebte auch Jeroen Coopman, wie sein Einkommen aufgrund der Corona-Pandemie schwand, aber ihm als Unternehmer liegt ein Job im Handel einfach im Blut. Darum orientierte er sich um und gründete zusammen mit seinem Kollegen und guten Freund John Gruter den Lieferdienst bezorgbakkie.nl (auf Deutsch etwa Lieferkiste).
Mit einem Lastenfahrrad von DOCKR bringen sie den Markt zu den Menschen nach Hause in Groningen.
Ein Interview mit Jeroen Coopman.
Die 8-wöchige Probezeit ist fast vorbei. Wie gehen die Geschäfte jetzt?
„Wir haben am 1. September begonnen und können schon jetzt feststellen, dass das Konzept ein voller Erfolg ist. Wir lernen noch jeden Tag Neues, aber es besteht deutlich ein Bedarf und unsere Angebotspalette wird immer größer. Inzwischen nehmen etwa 19 Inhaber:innen eines Marktstands daran teil. Auch hier ist ein Aufwärtstrend zu verzeichnen. Wir prüfen jetzt, ob wir diesen Dienst auch in anderen Städten anbieten können.“
Kannten Sie die Transporträder von DOCKR schon?
„Nein, überhaupt nicht. Wir haben uns einfach an den Computer gesetzt und über Google schnell DOCKR gefunden. Das Konzept hat uns sehr gut gefallen. Man mietet ein Lastenrad und ist nicht jahrelang an einen Leasingvertrag gebunden, denn der Vertrag kann monatlich gekündigt werden. Das ist natürlich unglaublich praktisch, wenn man, wie wir, erst einmal ausprobieren wollen, ob die eigene, neu gegründete Firma lebensfähig ist.
Auch der Kundendienst von DOCKR ist ausgezeichnet. Jeden Monat werden die Fahrräder umfassend gewartet.
Es ist super, dass wir uns darüber keine Gedanken machen müssen.“
Wie lange hält eigentlich der Akku so eines Transportfahrrads?
„Der ist erstaunlich gut. Als wir begonnen, war das Wetter gut. Manche behaupten, dass sich ein Akku bei Kälte schneller entlädt, aber das ist mir nicht aufgefallen.
Ein Rad hat fünf Gänge. Meistens fahre ich im vierten Gang und schaffe dann mit einer vollen Batterie etwa 40 km.
Und wie viele Kilometer schaffst du am Tag?
„An Liefertagen fahre ich rund 70 Kilometer. Also treibe ich schon während der Arbeit ein bisschen Sport. Das ist hervorragend für die Kondition. Ich merke es auch an meinen Beinen, die viel fester und muskulöser sind. Außerdem macht es mir viel Spaß, meine eigene Stadt beim Radfahren neu zu entdecken. Also, es macht mich rundum glücklich – und gesund.
Wo wir das Fahrrad abstellen?
Er steht in einem Lieferwagen: ein Lieferrad in einem Lieferwagen.
Wie ist die Arbeitsteilung bei Ihnen?
„Ich kümmere mich um das Fahrrad und die Lieferungen, während John sicherstellt, dass die Lebensmittel fertig sind. Da der Markt nicht mit dem Auto erreichbar ist, holt er die Waren zu Fuß mit einem Bollerwagen ab. Die Betreiber der Stände verpacken die Bestellungen. Außerdem besteht das Team aus einem IT-Mitarbeiter und einer Bürokraft. Wir verstehen uns super, und dass wir zusammenarbeiten können, ist toll. Das war früher anders, denn wenn man an einem Stand arbeitet, ist man meistens auf sich allein gestellt.“
Sie kannten also Ihren Markt – den Obst- und Gemüsemarkt – sehr gut!
„Na klar. Wie könnte es auch anders sein. Ich bin seit mehr als 20 Jahren Unternehmer und außerdem Sekretär vom CVAH, dem Branchenverband für den ambulanten Handel, Sektion Standmitarbeiter. John, der auch als Standmitarbeiter tätig ist, kenne ich schon seit Jahren. Ein Standmitarbeiter präsentiert seine Produkte auf unterhaltsame und lockere Weise auf ganz verschiedenen Veranstaltungen, Märkten und Messen. Auf der Jahrestagung trifft man andere Standbetreiber und Marktstandbetreiber. Man könnte sagen, dass wir echt mit dem Markt verflochten sind.“
Und wer hat sich den tollen Namen für Ihr Unternehmen ausgedacht? Eine kostspielige Werbeagentur?
„Hahaha, nein, das machen wir alles selbst. Zuerst wollten wir etwas mit „grün“ und „nach Hause geliefert“, aber das meiste von dem, was uns einfiel, war nicht neu. Ich bin viel unterwegs; daher habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Irgendwann fiel mir dann der Name „Lieferkiste“ ein. Das klingt gut und passt zu unserem Produkt – also hatten wir einen Namen.“
Haben Sie einen Kosenamen für Ihr Lastenfahrrad?
„Äh… Naja, John nennt es manchmal den Wal, weil es so ein großes schwarzes Ding ist. Ich warne andere immer, wenn ich sie überholen will. Das Gefährt fährt auch ziemlich schnell; das erwartet nicht jeder. Eigentlich ist es richtig lustig, die überraschten und bewundernden Blicke zu sehen.“
Also: zum Ersten, zum Zweite, zum Dritten – verkauft!
„Eigentlich gefällt uns das Lastenrad ausgezeichnet, aber einen großen Nachteil hat es doch: Der Ladeplatz ist manchmal zu klein. All die Kisten mit frischen Lebensmitteln passen einfach nicht aufs Rad. Wir haben bereits untersucht, ob wir sie kompakter verpacken können, aber frische Waren wie Fleisch, Fisch, Käse und Blumen lassen sich am besten in Kisten transportieren.“
Ist das also das Ende von „Bezorgbakkie“?
„Nein, auf gar keinen Fall! Wir liefern die Lebensmittel jetzt vorübergehend mit unserem eigenen Transportmittel aus. Das ist sehr schade, denn unser Ansatz bleibt weiterhin elektrisch. Nachhaltigkeit ist wirklich das Thema unserer Zeit. Das wird heute verlangt. Wir überlegen uns jetzt, ein Elektroauto einzusetzen. Aber das Angebot ist beschränkt und zudem ziemlich teuer. Und wenn man dann etwas Erschwingliches findet, ist es oft vergriffen. Nicht so bei DOCKR! Wir denken auch darüber nach, die Kisten durch Pfandkisten zu ersetzen. So spart man Abfall.“
Was ändert sich, wenn wir Corona unter Kontrolle haben? Kaufen die Leute dann wieder selbst auf dem Markt ein?
„Es wird immer Menschen geben, die auf dem Markt einkaufen, aber andere haben sich mit der Idee angefreundet, sich Lebensmittel nach Hause bringen zu lassen. Viele haben sich an diese Möglichkeit gewöhnt und sind inzwischen auch ziemlich verwöhnt. Fast alles kann man sich nach Hause liefern lassen: von Pommes frites und Pizza über die täglichen Einkäufe bis hin zu Haushaltsgeräten und Luxusgütern. Ich bin also zuversichtlich, dass wir weitermachen werden.“
Haben Sie noch einen Tipp für uns?
„Corona zwingt Unternehmer dazu, anders zu denken und zu handeln. Wer überleben will, muss kreativ und innovativ denken und handeln. Das heißt: in Lösungen denken und schnell handeln. Viele schaffen es immer wieder, von Fördermitteln der öffentlichen Hand zu profitieren. Das ist ihr Geschäftsmodell. Unsere Stärke dagegen ist, uns im Geschäft zu behaupten und uns auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren.